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By versvs 5. April 2025 In Music

Left Over

Storytelling zu “Left Over”

(by Tommy Warzecha / VERSVS Music)

Stell dir vor, du wachst auf – nicht aus dem Schlaf, sondern aus einem Zustand ständigen Funktionierens. Die Welt dreht sich weiter, Termine blinken auf, Erinnerungen sind nur noch digitale Reminder. Inmitten dieser Hektik fragt eine Stimme leise, fast schüchtern: “Wie viel Zeit bleibt eigentlich noch übrig?” – Left Over ist genau diese Stimme.

Der Song beginnt mit einem Bekenntnis: “Let me beg again / What my mind requires” – ein flehender Versuch, das eigene Ich nicht zu verlieren, in einer Welt, die ständig mehr fordert. Es geht nicht nur um Zeit. Es geht um das, was uns menschlich macht: Atmen. Innehalten. Fühlen.

Im Chorus spitzt sich diese Frage zu: “How much oxygen?” – Wie viel Luft bleibt uns noch, bis wir ersticken an Anforderungen, Erwartungen und Selbstoptimierung?

Left Over ist kein typisches Lamento. Es ist ein digitaler Monolog, ein stiller Ruf nach Menschlichkeit im Tech-Zeitalter. Zwischen sanften Synths und pulsierenden Rhythmen entfaltet sich eine intime Reise zu sich selbst.

Der Bridge-Part fragt: “So how much do we have here / To be more human?” – und erinnert daran, dass Selbstfürsorge kein Luxus ist, sondern Notwendigkeit. Zwischen „solid supplements“ und der Suche nach Zuneigung wird klar: Wir alle balancieren zwischen Funktion und Gefühl.

Am Ende bleibt keine Antwort – nur die Frage: “Can you imagine how much of a boost will be left for me?” – Left Overlässt den Hörer nicht los. Es hallt nach, wie ein Gedanke kurz vorm Einschlafen: Bin ich noch bei mir?

Mit „Left Over“ veröffentlicht Tommy Warzecha eine tiefgreifende Single, die zwischen minimalistischem Elektrosound und poetischer Selbstreflexion balanciert. Die Frage „How much oxygen?“ wird dabei zur zentralen Metapher für ein Leben zwischen Atemnot und Achtsamkeit.

Der Track verhandelt auf eindringliche Weise das Gefühl des inneren Ausgebranntseins – die permanente Reizüberflutung, das Funktionieren-Müssen, den Wunsch nach Ruhe. In fragmentarischen Lyrics zeichnet Warzecha das Bild eines Menschen auf der Suche nach Pausen, nach Menschlichkeit, nach der Erlaubnis, einfach zu sein.

„Left Over“ ist Teil eines künstlerischen Prozesses, in dem Warzecha Raum für Zwischentöne schafft – mit klarer Sprache, synthetischen Klangflächen und einem offenen Blick auf das, was oft im Verborgenen bleibt: die eigene Verletzlichkeit.

Ein Track, der atmet. Und fragt: Wie viel bleibt noch übrig von mir?