Das Echo des Atems
Mit „Andardráttur (Hluti 2)“ öffnet sich ein weiteres Kapitel der isländischen Klangreise, die Tommy Warzecha alias Myrkra mit Teil 1 begonnen hat. Das neue Album erscheint nur eine Woche nach dem ersten Teil – und wirkt wie ein nachhallender Atemzug, ein tiefer Moment der Einkehr, Reflexion und kreativen Wiedergeburt.
Dieses Werk vereint 17 Tracks – viele davon in Special Versions, welche die ursprünglichen Kompositionen neu interpretieren, weiterentwickeln oder atmosphärisch intensivieren. Sie wirken wie Nebel, der erneut aufzieht – verändert, dichter, geheimnisvoller. Teil 2 ist kein Anhang, sondern ein Gleichgewicht – ein schwebender Zwilling, der sein eigenes Licht und Dunkel trägt.
„Andardráttur“ bedeutet Atemzug. Es ist das, was bleibt, wenn Worte enden. In diesem zweiten Teil treffen klanggewordene Einsamkeit und innere Weite auf elektronische Texturen und fragile Stimmen, die wie flüsternde Gedanken durch nebelige Fjorde ziehen. Tracks wie „Heimili mitt“, „Ef þú dreymir á næturnar“ oder „Einn Stund Enn“sind keine Songs – sie sind Fragmente eines Tagebuchs, das niemand lesen sollte, aber jeder fühlen kann.
Wieder mit dabei ist Trust Shadow – Tommys dunkles Alter Ego – das in Tracks wie „Elskuðu mig eða farðu“ oder dem mehrschichtigen „Þakka þér fyrir, en ég er hamingjusamur (núna)“ auftaucht und tiefer gräbt als zuvor.
„Ich komponiere nie, um zu gefallen – ich komponiere, um zu überleben.“ – Myrkra
„Diese Songs entstehen aus Stille. Sie atmen mit mir – jeder für sich.“
Andardráttur (Hluti 2) ist ein Hybrid aus Reinterpretation und Neuschöpfung. Es ist das Verweilen im Moment – das Innehalten. Die Verwendung der isländischen Sprache verleiht dem Werk zusätzliche Tiefe und Anonymität: Diese Musik gehört nicht mehr dem Künstler allein, sondern jedem, der in ihr etwas spürt.
Wie schon bei „Ljós“ und „Hluti 1“ bleibt Myrkra mystisch, poetisch und introspektiv – aber diesmal mit einem Nachdruck, der sich wie ein ferner Sturm im Inneren anfühlt.
Andardráttur (Hluti 2)
VÖ: 26. April 2025
Ein isländisches Werk zwischen Konfrontation und Klarheit. Teil zwei vertieft die bereits geschaffene Sprache – ehrlich, roh und unverstellt.
1. Síðasti Dagur á Jörðinni (Special Version)
„Der letzte Tag auf Erden“ / “The Last Day on Earth”
Ein inneres Ende, konsequent durchdacht. Keine Melancholie, nur Konsequenz.
2. Í Hjörtu Mínu (Special Version)
„In meinem Herzen“ / “In My Heart”
Zart, ohne Weichheit. Eine stille Bestandsaufnahme innerer Wahrheiten.
3. Húsum skafið er grátt (feat. Trust Shadow) [Special Version]
„Die Häuser sind grau gekratzt“ / “Houses Are Scraped Grey”
Strukturiert wie ein altes Gemälde – voller Risse, Tiefe und Schatten.
4. Heimili mitt
„Mein Zuhause“ / “My Home”
Ein Konzept, seziert und entzaubert. Zwischen Schutz und Stillstand.
5. Gleymdi að kveðja (Special Version)
„Ich vergaß, mich zu verabschieden“ / “Forgot to Say Goodbye”
Verpasste Momente, eingefroren. Keine Reue, nur Erkenntnis.
6. Frjáls
„Frei“ / “Free”
Losgelöst von Erwartungen. Kein Manifest – nur Stille und Entschluss.
7. Ef þú dreymir á næturnar
„Wenn du nachts träumst“ / “If You Dream at Night”
Flüchtig wie Rauch. Fragmente eines Gefühls, das sich nicht fassen lässt.
8. Andskotans Fólk
„Verdammte Leute“ / “Fucking People”
Ungefilterte Wut – aber nicht laut. Ein stilles Nein.
9. Að vera einn (Special Version)
„Allein sein“ / “To Be Alone”
Nicht verlassen, sondern bewusst getrennt. Selbstgewählte Klarheit.
10. Þakka þér fyrir, en ég er hamingjusamur (núna) (feat. Trust Shadow & Tommy Warzecha) [Special Version]
„Danke dir, aber ich bin jetzt glücklich“ / “Thank You, But I’m Happy (Now)”
Kein Sarkasmus. Ein Abschluss, der aufrecht geht.
11. Sýn mín á lífið (Special Version)
„Meine Sicht aufs Leben“ / “My View on Life”
Wie durch klares Glas – ungeschönt, nüchtern und frei von Erwartung.
12. Kósmósinn er svo langt í burtu (Special Version)
„Das Universum ist so weit entfernt“ / “The Cosmos Is So Far Away”
Kein Traum, sondern eine Distanz, die akzeptiert wird.
13. Hættu núna (Special Version)
„Hör jetzt auf“ / “Stop Now”
Ein klares Signal, kein Gespräch. Die Grenze ist gezogen.
14. Elskaðu mig eða farðu (feat. Trust Shadow) [Special Version]
„Liebe mich oder geh“ / “Love Me or Leave”
Unverhandelbar. Keine Frage – eine Ansage.
15. Einn Stund Enn
„Noch ein Moment“ / “One More Moment”
Ein kurzes Innehalten. Kein Aufschub, nur eine letzte Bewegung.
16. Brjálaður (Special Version)
„Verrückt“ / “Crazy”
Nicht laut, sondern intensiv. Keine Show – ein Zustand.
17. Árásin (Special Version)
„Der Angriff“ / “The Attack”
Abrupt, entschieden. Ohne Vorwarnung – direkt ins Ziel.