Myrkra – VÖRPUN
Erschienen am 07.06.2025
Ein ferner Berg – zerklüftet, getroffen, vielleicht gespalten – ragt in eine endlose Nacht. Ob es das Nordlicht ist, das wie ein kosmischer Laser die Spitze durchbricht, oder etwas Fremdes aus anderen Sphären, bleibt der Fantasie überlassen. Denn „VÖRPUN“, das neue Album von Myrkra, stellt keine Fragen – es reißt mit, entführt, verschluckt.
In 20 eindringlichen Tracks verschmelzen nicht verortbare isländische Klangmuster mit elektrisierenden Beats, die wie Lava über weite Soundlandschaften strömen. Das Ergebnis: ein cineastisches, musikalisches Schauspiel von unerreichter Dichte.
Schon der Opener „Myrkra“ zieht einen in den Bann – düster, zugleich voller Licht. Titel wie „Eldfjallamál“, „Skuggaljóð“ oder „Tilfinningalandslag“ folgen keiner klassischen Struktur, sondern wirken wie Kapitel eines Traums, der zwischen Schnee, Feuer, Erinnerung und kosmischer Stille wandelt.
Der Himmel über „VÖRPUN“ ist türkis, grün und schwarz. Sterne flackern – oder sind es Sonden? – während die Rhythmen einen tief nach unten ziehen, unter das Eis, unter das Meer („Undir djúpbláa hafinu“), in eine ungreifbare Weite.
Zwei besondere Kollaborationen verleihen dem Album zusätzliche Strahlkraft:
- „Himininn er byrði“, eine monumentale Klangkathedrale, verstärkt durch Trust Shadow,
- „Sykur Ský“, ein schillernder Traum in Zuckerfarben, getragen vom typischen Tommy Warzecha-Glanz.
Doch das Herzstück von „VÖRPUN“ ist nicht ein einzelner Song – es ist das Erlebnis, das sich entfaltet, wenn man sich auf die Musik einlässt. Zeit verliert hier ihre Bedeutung. Raum wird zur Erinnerung.
„VÖRPUN“ ist kein gewöhnliches Album – es ist ein kosmisches Echo, das von einem Ort erzählt, den es vielleicht gar nicht gibt. Und doch klingt es wie das, was wir alle in uns tragen: die Sehnsucht nach dem Anderswo, nach dem Nie-Zurück.
Myrkra – VÖRPUN (=Vorsprung)
Track by Track
1. Myrkra
Der Titeltrack taucht ein in die Dunkelheit selbst. Atmosphaerisch dicht, beginnt hier die Reise in unbekannte Klangwelten.
Uebersetzung: Dunkelheit
2. Er Her
Ein Ruf aus dem Nichts – oder ein Statement? Der Track wirkt wie ein Signal in die Weite.
Uebersetzung: Ist hier
3. Eldfjallamal
Brodelnde Klaenge, aufsteigende Hitze. Dieser Track erinnert an unterirdische Kraefte, die sich einen Weg an die Oberflaeche bahnen.
Uebersetzung: Vulkansprache
4. Tilfinningalandslag
Emotion trifft Landschaft. Klang wird Gefuehl. Ein poetisches Soundbild zwischen Trauer und Hoffnung.
Uebersetzung: Gefuehlslandschaft
5. Skuggalyod
Wie ein Schatten, der eine Geschichte erzaehlt. Geheimnisvoll und schwer.
Uebersetzung: Schattenlied
6. Eftir Thogn
Nach der Stille kommt das Echo. Dieser Track ist reduziert, fast meditativ, aber nie leer.
Uebersetzung: Nach der Stille
7. Innblastur
Inspiration als Aufbruch. Energetisch, vorwaertsgerichtet, wie der erste Atemzug in einer neuen Welt.
Uebersetzung: Inspiration
8. Askufall
Ein Ascheregen. Duester und schoen zugleich. Die Klaenge legen sich wie ein Schleier ueber das Bewusstsein.
Uebersetzung: Ascheregen
9. Snjothogn
Die Stille des Schnees. Kaelte und Sanftheit verschmelzen.
Uebersetzung: Schneestille
10. Naeturblom
Ein seltenes Gewaechs in der Nacht. Zerbrechlich, leuchtend – eine Traumsequenz in Tondesign.
Uebersetzung: Nachtblume
11. Heitt sumar
Ein kurzer Sommermoment. Hitze, Bewegung, Licht. Der wohl leichteste Track des Albums.
Uebersetzung: Heisser Sommer
12. Detta Var Gaer Minn
Ein Rueckblick. Wehmuetig, ehrlich und doch rhythmisch getragen.
Uebersetzung: Das war gestern von mir
13. Ein Daginn Mun Eg Sigra
Hoffnung. Ueberzeugung. Der Song klingt wie ein inneres Mantra.
Uebersetzung: Eines Tages werde ich siegen
14. Vid thurfum annan hetju
Ein Ruf nach Veraenderung. Ernsthaft und eindringlich.
Uebersetzung: Wir brauchen einen anderen Helden
15. Undir djupblaa hafinu
Tauchgang. Klaenge wie Wasserwellen, schwerelos und weit.
Uebersetzung: Unter dem tiefblauen Meer
16. Himininn er byrdi (feat. Trust Shadow)
Himmlische Schwere. Ein epischer Track mit melancholischem Unterton, durchzogen von dunkler Schoenheit.
Uebersetzung: Der Himmel ist eine Last
17. Hvenaer verdur bjart aftur?
Zart und hoffnungsvoll. Diese Frage bleibt unbeantwortet – bewusst.
Uebersetzung: Wann wird es wieder hell?
18. Sykur Sky (feat. Tommy Warzecha)
Leicht, verspielt und fast surreal. Ein elektronischer Tagtraum.
Uebersetzung: Zuckergewolke
19. Rasshausar
Rauer Kontrast. Direkt, tanzbar, kompromisslos.
Uebersetzung: Ar*loecher (sinngemaess, provozierender Titel)
20. Dimmari Mal
Der Abschluss fuehlt sich wie ein langsames Verblassen an. Geheimnisvoll und offen fuer Interpretation.
Uebersetzung: Dunklere Sprache